In Raum und Zeit

Der Jahrgang 1685:
J.S. Bach, G.F. Händel, D. Scarlatti

trifft auf die Frauen der Gegenwart:
S. Gubaidulina, Y. Pagh-Paan und A. Schlünz

Die drei großen Komponisten der Barockzeit, im selben Jahr geboren, durchaus gegenseitig durch ihr Schaffen und Wirken beeinflusst, sich jedoch durch die räumliche Trennung in drei unterschiedlichen Ländern Europas kaum begegnet sind. Ihnen werden drei weibliche Vertreter der Gegenwart gegenüber gestellt, aus fast drei verschiedenen Generationen, die ihrerseits die Kulturlandschaft prägen und weiter prägen werden.

Annette Schlünz – Journal N° 2 »Schneeland«

für Akkordeon solo (2006/2007)?Margit Kern gewidmet

“Journal n°2” entstand unter Verwendung eines Textes von Ulrike Draesner (Im Taumel der Trennung), von welchem Fragmente in der Partitur stehen blieben und auch von der Musikerin artikuliert werden. Der räumlich gedachte Text übersetzt seine Spiralen in die Musik, die sich unter Nutzung der Zahlenproportionen des Gedichtes in die unterschiedlichsten Register drehen, um am Ende atemlos atmend zum Stillstand zu kommen.

Younghi Pagh Paan – Ne Ma Um

NE MA-UM schrieb ich im Jahr 1996 im Auftrag von Teodoro Anzellotti. ?Der koreanische Titel bedeutet »mein Herz«. Aus dem Gedicht von H.C. Artmann »mein herz« (1949/50) erlaubte ich mir eine Zeile als Untertitel dieses Stückes zu setzen: »mein herz ist die abendstille geste einer atmenden hand.«

Sofia Gubaidulina – De Profundis

Gubaidulina wählte zur Grundlage ihrer Komposition die Zeilen des Psalms 130 „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“ zur Charakterisierung ihrer verschachtelten Botschaft. Zuweilen klingen schattenhaft Choralmelodien an, bestimmend bleibt aber die Grundidee des Aufsteigens. Immer wieder stören scharfe Einwürfe und expressive Gesten, eindringliche Glissandi und nervöse Vibrati die Bewegungsrichtung. Und dann sind da die bewusst eingebauten Atmer des Instrumentes, das Dahingehauchte, kaum Hörbare, das sich den kraftvollen Akkordblöcken entgegenstellt. Die Musikologin Valentina Cholopowa sagte dazu einmal: „All diesen Klängen sind feierliche, mit Figurationen reich ausgestattete Akkorde gegenübergestellt, aber auch eine lange, einstimmige Melodie, die den gesamten symbolischen Weg des Werkes durchläuft – aus der Tiefe bis in die strahlende Höhe.

 

Georg Friedrich Händel (1685-1759) – Suite in d-Moll HVW 436 (II/3)
Domenico Scarlatti (1685-1757) – Sonate in A-Dur K 208
Sonate in d-Moll K 141
Johann Sebastian Bach (1685-1750) – Englische Suite Nr.2 a-Moll BWV–807

Sofia Gubaidulina (1931) – De Profundis (1978)
Younghi Pagh-Paan (1945) – Ne Ma Um (1996)
Annette Schlünz (1964) – Journal N°2 “Schneland” (2007)

Dauer: ca 2x 40 min.

Bilder:

Foto: Tom Schweers