ZITTY Berlin

»Felix Kroll, der in Musik überträgt, was mit Worten kaum sagbar ist.« (Barabara Fuchs)

Nach Tristan

EINE REISE AUS DER VERGANGENHEIT RÜCKWÄRTS IN DIE GEGENWART

Was das Mittelalter als Folge einer Zauberei oder eines Fluches ansah, suchte und feierte die Romantik als die intensivste Offenbarung. Solche Verzehrung durch die Leidenschaft zu erleben, war die Sehnsucht der romantischen Liebespaare, auch wenn der Leidenschaft gewordene Trieb die größte Tyrannei ausübt. Er kassierte die sozialen Bedingungen, indem sie sich, bis ins épater le bourgeois, von der Gesellschaft und deren Sitten und Bräuchen löste.
Franz Blei, „Formen der Liebe“

Heiner Müller hat nach seiner Inszenierung von TRISTAN UND ISOLDE bei den Bayreuther Festspielen 1993 bemerkt, dass sein Stück QUARTETT aus dem Jahre 1982, genau 200 Jahre nach der Vorlage LES LIAISONS DANGEREUSES von Choderlos de Laclos entstanden, eine Fortsetzung von Wagners TRISTAN sei, wenn man bei der Handlung ein Happyend voraussetzt: „Wenn die sich gekriegt hätten, wäre es zehn oder zwanzig Jahre später so zugegangen wie in QUARTETT.“

In seinem Stück nach Laclos hat Heiner Müller das Skelett des Briefromans freigelegt, um die Struktur der Geschlechterbeziehung als Hölle menschlicher Leidenschaften freizulegen, die Anatomie der Liebe, Terror und Gewalt im Bereich intimster menschlicher Beziehungen. Die Protagonisten Merteuil und Valmont agieren ebenso sittenlos wie verderbt im Salon vor der französischen Revolution die Zerstörung menschlicher Beziehungen von historischem Ausmaß aus:
Eine Frau liegt im Sterben. Sie begegnet noch einmal ihrem ehemaligen Liebhaber. Das körperliche Verlangen ist einem kalten Disput über Verführung, Eroberung und Eifersucht gewichen. Der Kampf der Geschlechter wird zum Kampf gegen Vergänglichkeit und Tod. Am Ende reicht die Frau dem Mann vergifteten Wein.
Auch bei Wagner geht es im TRISTAN um Sexualität und Macht, um Normabweichung und Bestrafung, um Schuld und Sühne, um Verrat und Untergang:
Ein Mann liegt im Sterben. Liebevoll wird er umsorgt. Es geht mit ihm zu Ende, aber er kann nicht loslassen. Er wurde mit Liebe vergiftet. Immer und immer wieder erlebt er in Déjà-vus die Begegnung mit seiner abwesenden Geliebten. Die Sehnsucht wird zur Obsession.

Zwei Paare, die durch ihr Denken und Fühlen außerhalb der herrschenden Gesellschaftsstruktur stehen und ein Gegenbild konstruieren. Der Traum einer obsessiven Liebessehnsucht als Fluchtversuch aus der bürgerlichen Gesellschaft und der Zwang, die bürgerliche Gesellschaft mit den Waffen des Intellekts in ihren Grundfesten, den Vorstellungen von Liebe, Treue und Moral anzugreifen wird zum Trauma.

RegieIngo Kerkhof
Bühnenbild und KostümeJessica Rockstroh
MusikFelix Kroll
DramaturgieGerhard Ahrens
SchauspielerinDagmar Manzel
SchauspielerSylvester Groth

Mariana Leky: »Was man von hier aus sehen kann«

nach dem Roman von Mariana Leky in einer Bearbeitung von Sigrid Dettlof


Immer, wenn Selma im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Wen es trifft, ist unklar. Davon, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie wagen, gestehen oder verschwinden lassen, handelt Lekys Roman. (Klappentext „Was man von hier aus sehen kann“ Dumont Verlag)

Sigrid Dettlof hat den Roman-Bestseller von Mariana Leky für die Combinale-Bühne eingerichtet und erzählt die Geschichte auf eine warmherzige und tröstliche Weise – still-verrückt und sanft-skurril.

Es ist die Geschichte eines kleinen Dorfes, in dem alles auf wundersame Weise zusammenhängt. Die Liebesgeschichte von Selma und dem Optiker, von Luise, Martin und Frederik, die alle auf ihre Weise mit der Liebe ringen – gegen Widerstände und Unwägbarkeiten – ohne jemals den Mut zu verlieren.

Es geht um Unwahrscheinliches und Märchenhaftes, um die Lust am Nicht-Zusammen-Gehörigen, um tiefgründige Charaktere, kleine und größere Geheimnisse und immer wieder fällt etwas, zerbricht etwas und das ganze großflächige Leben dreht sich in einer einzigen Bewegung um.

Die großen Themen Liebe und Tod werden mit spielerischen und musikalischen Mitteln auf die Bühne gebracht, ganz im Vertrauen auf Lekys wunderbaren Text und mit nur zwei Schauspieler:innen, einem kongenialen Bühnenbild und eigens komponierter Musik.


© und Aufführungsrechte bei Felix Bloch Erben GmbH & Co. KG, Berlin im Auftrag für Graf & Graf GmbH. Die Buchausgabe ist im Programm des DuMont Buchverlags erschienen.

MIT:
Sigrid Dettlof, L. Christian Glockzin
REGIE:
Mignon Remé
BÜHNENBILD UND AUSSTATTUNG:
Angelika Winter
ASSISTENZ:
David Sinkemat
MUSIK:
Felix Kroll
LICHT UND PROJEKTION:
Migo Eichholz
TECHNIK:
Tobias Pupp

weitere Termine: https://combinale.de/